Film-Kritik: Die brilliante Mademoiselle Neila
Französischer Film von 2018
Neila ist eine junge Frau aus einer der Pariser Vorstädte, die es rausschaffen will, in dem sie Jura studiert. In ihrer ersten Vorlesung legt sich der Professor mit ihr an - vielleicht, weil er ein Rassist ist, vielleicht weil er ein Misanthrop ist. Damit der Professor einem schlechten Ausgang eines Disziplinarverfahrens entgeht, willigt er seinem Dekan gegenüber ein Neila für einen Debbatierwettbewerb zu coachen. Der Film zeigt die Entwicklung von Neila bis zum nationalen Finale des Wettbewerbs.
Neila wächst sichtlich an der platonischen Beziehung zu diesem Professor. Sie verinnerlicht, dass es beim Debbatieren (wie beim Anwaltsberuf) nicht um die Wahrheit, sondern um das Ziel geht. Hätte sie diese Entwicklung auch ohne den Professor geschafft? Wahrscheinlich. Der Film deutet darauf hin - leider nicht so ganz klar. Das ist auch wichtig, damit der Film nicht zu einem My Fair Lady wird. Auf der anderen Seite bleibt die Figur des Professors halbfertig und ohne richtige Entwicklung. Man kann zwischendurch etwas Herz erkennen - nach dem Motto raue Schale, harter Kern. Aber das ist keine Entwicklung.
Ein anderer Kritikpunkt am Film ist, dass er die Frage, ob Rassismus okay ist, wenn jemand einfach zu allen ein Arschloch ist, nicht beantwortet. (Einfache Antwort: beides ist nicht okay). Allerdings ist der Film in so weit konsequent, als dass es auch bei dieser Frage nur um das Ziel geht: Der Professor ist kein schlechter Mensch. Es geht nicht um die Wahrheit: Der Professor ist ein schlechter Mensch gegenüber seinen Mitmenschen.
Empfehlung: Wer Filme über starke Frauenfiguren mag, wird an Die brilliante Neila gefallen finden.